Peenemünde

Historische Rundfahrt


Das Interesse, hinter den Zaun des Peenemünder Sperrgebietes zu schauen, ist groß. "Für die einen ist die Geschichte, für die anderen die einzigartige Natur des Peenemünder Hakens Grund, an einer Rundfahrt durch das Gebiet teilzunehmen", erklärt Joachim Saathoff, der diese geführten Touren in seinem Kleinbus anbietet. Ist die Nachfrage groß, gibt es noch zwei Kollegen vom Peenemünder Museumsverein, die gleichfalls diese Führungen übernehmen können - auf Wunsch sind sie auch auf Englisch und Französisch möglich. Und diese Nachfragen sind keinesfalls selten. "Es interessieren sich viele Leute aus dem Ausland für die historischen Stätten der deutschen Raketen- und Luftfahrtentwicklung - wir hatten schon Gäste aus vielen europäischen Ländern, sogar Australier haben schon teilgenommen", erklärt Joachim Saathoff, den es selbst 1975 als Ingenieur nach Peenemünde verschlagen hat. Sein Wissen über die Peenemünder Geschichte mit zahlreichen erzählenswerten Hintergrundgeschichten ist über die Jahrzehnte sehr umfangreich geworden und auch durch den Kontakt mit vielen Zeitzeugen gewachsen.

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Saathoff beginnt seine (geplant) 90-minütige Rundfahrt am "Müggenhof" (1,5 km vor dem Flugplatz in Peenemünde gelegen) und zeigt den Gästen zunächst den Sitz des Museumsvereins in Müggenhof, das zu einem Zentrum für die geführten Rundfahrten in das historische Gelände des Peenemünder Hakens entwickelt werden soll. Von hier aus geht es dann durch das "Roman-Polanski-Tor", ein schweres Schiebetor, das anlässlich der Dreharbeiten zum Thriller "Ghostwriter" gebaut wurde, in das 2000 Hektar große, umzäunte Gebiet, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) verwaltet wird. Durch das Waldgebiet geht es dann mit vielen Hinweisen auf unvermutet im Kiefernwald auftauchende Gebäude- und Infrastrukturreste bis zum Ufersaum, den ein breiter Schilfgürtel umzieht. Nur mit historischen Fotos und Filmsequenzen, die Joachim Saathoff auf seinem Tablet-PC unterwegs genau an den historischen Schauplätzen zeigt, erhält man eine Vorstellung davon, wie es hier am Peenemünder Haken einst ausgesehen haben muss und wie stark sich hier alles verändert hat.

Weitere Stationen der Rundfahrt: der Prüfstand VII, die wichtigste Entwicklungs-, Schulungs- und Startrampe für A4-Raketen (bekannter unter der Bezeichnung "V2" ("Vergeltungswaffe 2") der Heeresversuchsanstalt Peenemünde. Hier wurde am 3. Oktober 1942 die erste von Menschenhand gefertigte Rakete gestartet. Sie erreichte eine Höhe von 85 Kilometern, flog 296 Sekunden und stürzte nach 190 Kilometern in die Ostsee. Heute lassen sich an der so genannten "Wiege der Raumfahrt" durch die verbliebenen Teile eines Umfassungswalls noch die Dimensionen dieser Erprobungsanlage erahnen. Sonst hat die Natur auch an diesem Ort die Spuren der Geschichte überdeckt und wüsste man nicht, auf welches Terrain man sich hier begibt, könnte man sich in einem urwüchsigen Naturparadies wähnen. Das Damwild flüchtet kaum vor den wenigen Besuchern und ist an die Fahrgeräusche von Joachim Saathoffs Kleinbus gewöhnt, hoch oben in der Luft schweben Seeadler, zahlreiche Kormorane flattern umher, die Ringelnattern lassen sich kaum beim Sonnenbad stören. "Wir weisen auf den historischen Führungen natürlich auch auf die Besonderheiten des Naturschutzgebietes hin", erklärt Joachim Saathoff. Auf die drei bis vier Seeadler-Paare und die zehn Orchideenarten beispielsweise. (Text: Antje Brecht)

Tour & Termine

Tourinfos
- behindertengerecht
- Dauer ca. 1,5 Stunden
- Preis: 13 € mit Kurkarte; 15 € ohne Kurkarte
- Teilnehmerzahl auf 8 Personen begrenzt

Termine ab Karlshagen
- von Mai bis September: dienstags und donnerstags um 09.00 Uhr direkt ab Karlshagen/Haus des Gastes (Hauptstr. 4; kostenfreie Parkplätze)
Buchung über die Touristinformation Karlshagen telefonisch unter 038371 55490

Tägliche Termine ab Peenemünde
- von April bis Oktober: Täglich um 11.00 Uhr, 13.00 Uhr und 15.00 Uhr ab Müggenhof/Flugplatz Peenemünde
- von November bis März: Täglich um 11.00 Uhr und 13.00 Uhr ab Müggenhof/Flugplatz Peenemünde
Buchung telefonisch unter Tel. 0171 9907630
www.peenemuende-west.de

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Museumstipp

Historisch-Technisches Museum Peenemünde


Die Heeresversuchsanstalt Peenemünde war zwischen 1936 und 1945 eines der modernsten Technologiezentren der Welt. Im Oktober 1942 gelang von hier aus der weltweit erste Start einer Rakete ins All. In der benachbarten Erprobungsstelle der Luftwaffe wurden Flugkörper mit revolutionärer Technik getestet. Die Forschung diente jedoch von Beginn an nur einem Ziel: Hochtechnologie sollte militärische Überlegenheit schaffen.

Nur durch den massiven Einsatz von Zwangsarbeitern, KZ-Häftlingen und Kriegsgefangenen war die Errichtung der Versuchsanstalten und die spätere Massenproduktion der Rakete, die Goebbels zynisch "Vergeltungswaffe 2" nannte, in so kurzer Zeit möglich. Bei der Produktion unter unmenschlichen Bedingungen und beim Beschuss belgischer, englischer und französischer Städte mit der "Wunderwaffe" verloren tausende Menschen ihr Leben.

Die Ambivalenz der Nutzung modernster Technologie wird in Peenemünde deutlich wie an kaum einem anderen Ort. Zusammen mit der historischen Entwicklung bildet sie den Schwerpunkt der Ausstellung des Historisch-Technischen Museums Peenemünde, die im Kraftwerk der ehemaligen Heeresversuchsanstalt - dem größten technischen Denkmal Mecklenburg-Vorpommerns - zu besichtigen ist. Darüber hinaus ist das Museum eine internationale Begegnungs- und Kulturstätte und erhielt für friedensfördernde Aktivitäten im Jahr 2002 das Nagelkreuz von Coventry.

Kontakt Dünencamp
  • Zeltplatzstraße
    17449 Ostseebad Karlshagen
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